Liebe Leserinnen und Leser,
das Buch, das Sie gerade in den Händen halten, ist der vorläufige Höhepunkt unserer Arbeit in der Generationen Stiftung. Begonnen hat alles 2013 mit unserem Generationen Manifest, das über 230 000 Menschen unterzeichneten. Seitdem hat sich die Stiftung als überparteiliche Interessenvertretung kommender Generationen einen einflussreichen Platz im öffentlichen Diskurs gesichert und viele Unterstützer gefunden. Die Sorge um die Zukunft unseres Planeten ist in dieser Zeit nicht geringer geworden. Ganz im Gegenteil.
Anfangs haben wir Initiatoren noch im Namen der jungen und kommenden Generationen gesprochen, doch schon bald haben sie selbst die Stimme erhoben. Gut so.
»Ihr habt keinen Plan, darum machen wir einen« ist ein Wunder. Ein kühner Entwurf, der uns als Gesellschaft viel abverlangt. Geschrieben von bemerkenswerten Menschen mit herausragendem Weitblick, großer Neugier, hoher Teamfähigkeit und der unbändigen Kraft, sich von der immer wieder aufsteigenden Angst, um die eigene Zukunft nicht unterkriegen zu lassen.
Tatsächlich ist Generationengerechtigkeit ein revolutionäres Konzept, das uns zwingen würde, unser Leben, unser Wirtschaften und unsere Gesellschaft völlig neu aufzustellen. Und alternativlos, weil wir radikale Gegenmaßnahmen einleiten müssen, um die Zukunft der nächsten Generationen zu retten. Die Mitglieder des Jugendrats arbeiten in der Generationen Stiftung mit uns, den »älteren« Experten und Wissenschaftlern, gleichberechtigt an Lösungen zu den drängendsten Zukunftsfragen. Für viele von uns, die sonst selbst in der ersten Reihe, vor den Kameras und an den Mikrofonen stehen, bedeutet das ein neues Rollenverständnis: Wir sind nicht mehr die Macher und Welterklärer. Wir treten einen großen Schritt zurück, um unser Wissen, unsere Netzwerke und Erfahrungen zur Verfügung zu stellen, überlassen die große Bühne aber der nächsten Generation.
Wir »Alten« haben die Entstehung dieses folgenreichen Zukunftsplans mit größtem Respekt und echter Bewunderung begleitet und versucht uns mit Rat und Tat nützlich zu machen. Und es bleibt offen, wer von unseren Debatten mehr profitiert hat: wir »Alten« oder die »Jungen«?
Sicher ist, dass wir alle viel gelernt haben und die Begegnungen warm, manchmal hitzig, immer inspirierend und von großem wechselseitigem Respekt getragen waren.
Entstanden ist dieses Buch in einer Phase voller Schreckensmeldungen: dramatischste Klimaszenarien, sterbende Riffe und schmelzende Gletscher, der schnelle Rückgang der Fischbestände, von Überflutungen bedrohte Küstenstädte, steigende soziale Ungleichheit, weltweites Erstarken von Rechtspopulisten.
Die Autor*innen haben dieses Buch im vergangenen Halbjahr in der Überzeugung geschrieben, dass wir in einer entscheidenden Phase der Menschheitsgeschichte angekommen sind. Die Kipppunkte sind bald überschritten. Die nächsten Jahre bieten vielleicht die letzte Möglichkeit, das Schlimmste zu verhindern: die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen, wie wir sie seit Beginn unserer Zivilisation kennen.
Wir alle hoffen, dass der vorgelegte Plan und seine Forderungen eine breite gesellschaftliche Debatte auslösen, denn ohne politische und gesellschaftliche Unterstützung ist der notwendige Kurswechsel nicht zu erreichen.
Es ist höchste Zeit.
Ihre
Claudia Langer